
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) setzt seine im vergangenen Jahr begonnene „KWEX“-Studie fort und startet eine bundesweite Online-Befragung von angestellten Ärztinnen, Ärzten und Psychotherapeutinnen sowie Psychotherapeuten in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Ziel dieser Erhebung ist es, detaillierte Einblicke in den beruflichen Werdegang, die aktuelle Anstellungssituation und die beruflichen Zukunftspläne dieser Fachkräfte zu gewinnen. Die Umfrage läuft bis zum 28. Februar 2025.
Kennzahlen der ambulanten Versorgung auf einen Blick * 187 441 Ärzte und Psychotherapeuten nehmen an der vertragsärztlichen Versorgung teil. * 98 985 Praxen gibt es in Deutschland. * 575,7 Millionen Behandlungsfälle gibt es pro Jahr in den Praxen. * 1 Milliarde Mal pro Jahr kommt es zu einem Kontakt zwischen einem Patienten und einem niedergelassenen Haus- oder Facharzt. * 53 Stunden arbeiten niedergelassene Ärzte im Schnitt in der Woche. * 330.000 Medizinische Fachangestellte arbeiten für niedergelassene Ärzte. * 70 Prozent der ambulanten Notfallpatienten werden von niedergelassenen Ärzten behandelt. * 83 Prozent der Patienten in Deutschland bekommen innerhalb eines Monats einen Termin bei einem Facharzt. * 12 Jahre Ausbildung haben Ärzte und Psychotherapeuten in der Regel absolviert, bevor sie sich als Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeut niederlassen dürfen. * 37,5 Stunden pro Jahr muss sich ein niedergelassener Arzt oder Psychotherapeut mindestens fortbilden. * 624 Euro pro Patient kostet die ambulante Versorgung in der Praxis durchschnittlich im Jahr, die stationäre Krankenhausversorgung dagegen 6.796 Euro pro Patient. * 98,3 Prozent der Bevölkerung erreichen den nächstgelegenen Hausarzt in unter 15 Minuten. https://www.kbv.de/html/zahlen.php (Zugriff 15.02.2025) |
In den letzten Jahren ist der Anteil angestellter Ärztinnen und Ärzte in der ambulanten Versorgung kontinuierlich gestiegen. Aktuell sind fast 30 Prozent aller in Praxen und MVZ tätigen Medizinerinnen und Mediziner angestellt, mit einer klaren Tendenz nach oben.
Diese Entwicklung bringt spezifische Herausforderungen mit sich, die es zu adressieren gilt:
- Arbeitsbedingungen und Arbeitszeitmodelle: Viele angestellte Fachkräfte streben nach einer besseren Work-Life-Balance, was zu vermehrter Teilzeitarbeit führt. Dieser Trend kann jedoch den bestehenden Ärztemangel verschärfen und die Versorgungssituation beeinflussen.
- Wirtschaftlicher Druck: In Medizinischen Versorgungszentren und Praxen steht oft die Kostenoptimierung im Vordergrund. Dies kann zu erhöhtem Druck auf die Beschäftigten führen, insbesondere wenn Finanzinvestoren beteiligt sind, die primär auf Gewinnmaximierung abzielen.
- Personalengpässe: Sowohl in MVZ als auch in Einzelpraxen gibt es Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachpersonal. Im Jahr 2019 berichteten 30 Prozent der MVZ von Problemen bei der Nachbesetzung ärztlicher Stellen, insbesondere in der Allgemeinchirurgie.
- Aggressives Patientenverhalten: Eine zunehmende Anzahl von Übergriffen auf medizinisches Personal stellt ein ernstzunehmendes Problem dar. Umfragen zeigen, dass ein signifikanter Anteil der Praxisteams regelmäßig mit aggressivem Verhalten von Patienten konfrontiert wird, was die Arbeitsbelastung und den Stresspegel erhöht.
Die Ergebnisse der „KWEX“-Studie sollen dazu beitragen, diese und weitere Herausforderungen besser zu verstehen und Lösungsansätze zu entwickeln, die sowohl die Arbeitsbedingungen der angestellten Fachkräfte verbessern als auch die Patientenversorgung langfristig sichern.