Start Alle Kategorien-de Aktuell Open Access gewinnt an Dynamik: Eine Zukunft des faireren und freieren wissenschaftlichen Publizierens?

Open Access gewinnt an Dynamik: Eine Zukunft des faireren und freieren wissenschaftlichen Publizierens?

0
Open Access gewinnt an Dynamik: Eine Zukunft des faireren und freieren wissenschaftlichen Publizierens?

Jüngste Diskussionen und politische Veränderungen in der EU und den USA deuten auf einen großen Wandel in der Welt des wissenschaftlichen Publizierens hin, der sich gegen langjährige Praktiken wendet, die nach Ansicht vieler den öffentlichen Zugang zur Forschung einschränken. Da die Open-Access-Bewegung an Fahrt gewinnt, ist die Frage der Nachhaltigkeit und Fairness der Publikationspraktiken in den Mittelpunkt gerückt.

Die Regierungen der Europäischen Union stehen kurz davor, Vereinbarungen zu treffen, um sofortigen Open Access als Standard für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen zu etablieren, ohne dass den Autoren Kosten entstehen. Dieser Schritt, der Teil einer umfassenderen Initiative zur freien Zugänglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse ist, zielt darauf ab, die hohen Barrierekosten abzubauen, die seit langem dafür kritisiert werden, dass sie den Verlagen auf Kosten der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Öffentlichkeit zugute kommen.

In ähnlicher Weise erschüttert in den Vereinigten Staaten die Richtlinie der Biden-Regierung, dass staatlich finanzierte Forschung bis 2026 nach der Veröffentlichung frei zugänglich sein soll, die Grundlagen des traditionellen wissenschaftlichen Publikationsmodells. Dieser Politikwechsel, der durch den dringenden Verbreitungsbedarf während der COVID-19-Pandemie ausgelöst wurde, stellt die alte Garde der Verlagswelt vor eine Herausforderung, in der private Gewinne oft das öffentliche Wohl überschattet haben.

Diese Änderungen kommen zu einer Zeit, in der auch die Integrität des akademischen Publizierens auf dem Prüfstand steht, insbesondere angesichts des Anstiegs von KI-generierten Artikeln und der Beständigkeit von Räuberjournale (englisch predatory journals). Der jüngste Entwurf der EU betont die Notwendigkeit, sich vor diesen aufkommenden Bedrohungen zu schützen, und fordert die Europäische Kommission auf, Raubpublikationspraktiken direkt anzugehen.

Das Finanzmodell des akademischen Publizierens, das stark auf Zugangsgebühren und hohen Artikelbearbeitungsgebühren (APCs) beruht, wird in Frage gestellt. Berichten zufolge könnten die tatsächlichen Kosten für die Veröffentlichung erheblich niedriger sein als die oft erhobenen Kosten, was auf eine potenzielle Ausnutzung der akademischen Notwendigkeit zur Veröffentlichung hinweist. Da führende Redakteure großer Zeitschriften wegen untragbarer Gebühren zurücktreten, ist der Ruf nach einer gründlichen Neubewertung der Preisstrategien lauter denn je.

Darüber hinaus ermöglicht die Forderung nach Zweitveröffentlichungsrechten die erneute Veröffentlichung öffentlich finanzierter Forschungsarbeiten in Open-Access-Repositorien, was eine stärkere Verbreitung und Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse fördert. Dies ist Ausdruck einer Verschiebung hin zu einem inklusiveren Ansatz, bei dem mit öffentlichen Geldern finanzierte Forschung gemeinfrei bleibt.

Die EU und die USA schaffen einen Präzedenzfall, der die akademische Publikationslandschaft weltweit neu definieren könnte. Indem diese Richtlinien Zugänglichkeit und Integrität über den Profit stellen, setzen sie sich für eine gerechtere Verteilung des Wissens ein. Der Übergang bringt jedoch logistische und finanzielle Herausforderungen mit sich, die konzertierte Anstrengungen von Regierungen, Institutionen und Verlagen gleichermaßen erfordern. Während wir am Rande der möglicherweise bedeutendsten Umgestaltung des akademischen Publizierens seit Jahrzehnten stehen, bleibt die akademische Gemeinschaft hoffnungsvoll, aber vorsichtig. Der Weg zu einem vollständig Open-Access-Modell ist voller Komplexitäten, wird jedoch von einem klaren Auftrag geleitet: sicherzustellen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse dem Gemeinwohl dienen und nicht nur kommerziellen Interessen.