
Wissenschaftliche Informationen, die in vielen Teilen der Welt noch immer über hohe Abonnementgebühren zugänglich sind, werden von einigen Universitäten in Afrika nach den Prinzipien des „Open Access“ demokratisiert. Pioniereinrichtungen in Ländern wie Südafrika, Kenia, Nigeria und Senegal entwickeln ein neues Verständnis des wissenschaftlichen Publizierens im Gegensatz zu traditionellen Verlagsmonopolen. Diese Entwicklung betrifft nicht nur den afrikanischen Kontinent, sondern alle Länder, in denen der Zugang zu Informationen eingeschränkt ist.
Das von großen Verlagen wie Elsevier, Springer Nature und Wiley geschaffene System erschwert oft selbst Universitäten mit begrenztem Budget den Zugang zu Forschungsergebnissen. Forschende zahlen eine Gebühr für die Veröffentlichung ihrer Artikel und müssen anschließend erneut für den Zugriff auf diese Inhalte zahlen.
Einige Universitäten und Forschungsorganisationen in Afrika, die sich von dieser Struktur gelöst haben, haben Open-Access-Richtlinien eingeführt und setzen damit sowohl für ihre Studierenden als auch für die globale Wissenschaft ein Vorbild.
Wegweisende Institutionen und Initiativen
- Universität Kapstadt (Südafrika): Im Jahr 2023 entwickelte sie eine Richtlinie, die wissenschaftliche Mitarbeiter ermutigt, ihre Publikationen in Open-Access-Zeitschriften zu veröffentlichen. Die Universität hat Hunderte von Master- und Doktorarbeiten über ihr Open-Access-Repository OpenUCT (https://open.uct.ac.za/) öffentlich zugänglich gemacht.
- Universität Nairobi (Kenia): Sie hat Tausende von wissenschaftlichen Publikationen über das seit 2021 aktive digitale Repository der UoN (https://erepository.uonbi.ac.ke/) Open Access zugänglich gemacht. Die Universität konnte außerdem ihre Ausgaben für Verlage wie Elsevier und Springer um 40 % senken.
- SPARC Africa (https://sparcopen.org/): Dieses Netzwerk, das Open-Access-Bewegungen in Afrika unterstützt, fördert gemeinsam mit SPARC Global die Entwicklung von Open-Science-Richtlinien. Viele Universitäten aus Ländern wie Nigeria, Senegal und Uganda sind Teil des Netzwerks.
- UNESCO-Empfehlung für Open Science (2021): Viele afrikanische Länder sind diesem globalen Dokument beigetreten und haben begonnen, auf nationaler Ebene Open-Science-Richtlinien zu entwickeln. In diesem Zusammenhang soll wissenschaftliche Daten und Publikationen so zugänglich wie möglich gemacht werden (https://www.unesco.org/en/open-science).
Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu der Literatur, die die Grundlage ihrer Forschung bildet. Diese Situation verstärkt zwar die wissenschaftliche Ungleichheit, doch die Erfahrungen von Universitäten, die mit Open-Access-Modellen arbeiten, bieten eine wichtige Inspirationsquelle.
Obwohl in der Türkei in den letzten Jahren durch das Nationale Dissertationszentrum (https://tez.yok.gov.tr/UlusalTezMerkezi/) und institutionelle Open-Access-Archive des Hochschulrats einige Schritte unternommen wurden, besteht der Zugang zu internationalen Publikationen nach wie vor erheblich. Beispiele aus Afrika zeigen, dass in diesem Bereich mutigere und systematischere Schritte möglich sind.
Eine der markantesten Initiativen gegen profitorientierte Verlagsriesen ist „Plan S“ (https://www.coalition-s.org/). Dieser von europäischen Geldgebern unterstützte Plan zielt darauf ab, die Open-Access-Veröffentlichung aller mit öffentlichen Mitteln geförderten Forschungsarbeiten verbindlich vorzuschreiben. Einige afrikanische Länder haben ihre Unterstützung für diese Initiative erklärt.
Darüber hinaus spielen Open-Access-Plattformen wie das Directory of Open Access Journals (DOAJ, https://doaj.org/) und AfricArXiv (https://info.africarxiv.org/) eine wichtige Rolle dabei, wissenschaftliche Produktionen aus Afrika international bekannt zu machen.
Die Idee, dass der Zugang zu wissenschaftlichem Wissen ein globales Recht sein sollte, nimmt in Afrika mit einer wachsenden akademischen Bewegung Gestalt an. Diese Bewegung trägt nicht nur zur Entwicklung des Kontinents bei, sondern zeigt auch, dass Alternativen zum ausbeuterischen Publikationssystem möglich sind.
Der Durchbruch von Wissensmonopolen liegt nicht nur in der Verantwortung und im Interesse Afrikas, sondern aller Entwicklungsländer.