Vor einiger Zeit hatte Prof. Gulnur Aybet, Beraterin von Erdogan, in der Sendung HardTalk auf BBC behauptet, in türkischen Gefängnissen befände sich kein einziger Journalist. Als Moderator Stephen Sackur an sie die Frage gerichtet hatte, wie viele Journalisten verhaftet wären, versuchte sie diese Frage zu umgehen. Doch als Sackur unnachgiebig die Frage wiederholte, sagte sie: „In türkischen Gefängnissen gibt es keinen einzigen Journalisten“. Niemand sei in der Türkei hinter Gittern, weil er dem Beruf des Journalisten nachgeht, so Aybet.
Aus den Worten dieser Expertin für internationale Beziehungen, die mit ihrem perfekten Englisch die regierungsnahen Kreise zufriedenstellte, verstehen wir, dass Ahmet Altan in der Putschnacht mit einer Kalaschnikow in der Hand erwischt und deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Noch gravierender ist, dass Hidayet Karaca als Selbstmordattentäter mit an seinem Leib befestigtem Sprengstoffe gestellt wurde und deshalb auch lebenslänglich im Gefängnis ist. Andere Journalisten teilten wohl das gleiche Schicksal. Aybet zufolge, soll jeder, der festgenommen wird, nach seinem Beruf gefragt. Diese hätten sich als Journalist gegeben und deshalb sollen viele internationale Verbände behaupten, dass in der Türkei viele Journalisten inhaftiert sind.
Bei solch einem wichtigen Thema wäre Ironie fehl am Platz. Doch wie kann eine Akademikerin Tatsachen dermaßen verfälschen? Wenn sie eine Politikerin gewesen wäre, hätten wir sie nicht ernst genommen. Doch wie kann sie, in die Augen der Weltöffentlichkeit schauend, ihre Kontrahenten denunzieren und solche Behauptungen wiederholen? Noch gravierender ist die Frage, wie kann sie nach so einer Stellungnahme immer noch als Akademikerin in der Öffentlichkeit auftreten?
Um zu sehen, welch eine Metamorphose die Akademiker in der Türkei durchmachen, reicht es vollkommen, sich das Beispiel Aybet anzuschauen. Es ist schwer zu glauben, wie sie in einem Gebiet, das mit Beweise und Dokumentationen behaftet ist, solche Anschuldigungen machen kann. Wenn Ihre Nerven es aushalten und sich die vollständige Rede dieser Dame verfolgen können, dann werden Sie feststellen, dass es eine große Anstrengung bedarf, die Realitäten an die Weltöffentlichkeit zu erklären. Wir stehen vor einem rigorosen Beispiel eines Täuschungsversuchs und wissen nicht genau, ob sie durch eine besondere Motivation oder wegen Ihrem Beraterentgelt so handelt. Das Video können Sie unter folgender Link ansehen